Veröffentlicht am März 15, 2024

Der Umstieg auf ein Leben ohne eigenes Auto in der Stadt halbiert nicht nur Ihre Kosten, sondern steigert oft sogar Ihre Flexibilität.

  • Die wahren Kosten eines Pkws in deutschen Großstädten übersteigen die Schätzungen der Besitzer oft um mehr als das Doppelte.
  • Ein persönliches Mobilitäts-Ökosystem aus ÖPNV, (E-)Fahrrad und anwendungsbasiertem Carsharing deckt alle denkbaren Szenarien ab.

Empfehlung: Führen Sie für einen Monat ein Mobilitätstagebuch, um Ihre tatsächlichen Bedürfnisse zu analysieren und ungenutztes Sparpotenzial aufzudecken.

Stehen Sie auch regelmäßig im Stau, suchen ewig nach einem Parkplatz und fragen sich, ob sich die 400 bis 600 Euro monatlich für Ihr Auto wirklich lohnen, das die meiste Zeit nur herumsteht? Sie sind nicht allein. Viele Berufstätige in deutschen Großstädten spüren, dass das eigene Auto mehr Last als Lust geworden ist. Die üblichen Ratschläge – „Nimm doch die Bahn“ oder „Fahrradfahren ist gesund“ – klingen zwar gut, greifen aber oft zu kurz und ignorieren die größte Sorge: den Verlust von Spontaneität und Freiheit.

Die wahre Frage ist nicht, ob Sie auf etwas verzichten müssen, sondern wie Sie ein System aufbauen, das Ihnen mehr Möglichkeiten gibt. Doch was, wenn die Lösung nicht darin liegt, das Auto ersatzlos zu streichen, sondern es durch ein intelligentes, persönliches Mobilitäts-Ökosystem zu ersetzen? Ein System, das nicht nur Ihre Kosten drastisch senkt, sondern Ihnen eine bisher ungekannte Flexibilität für jede Lebenslage bietet – vom Wocheneinkauf bis zum Wochenendausflug.

Dieser Artikel ist Ihr strategischer Leitfaden als urbaner Mobilitätsberater. Wir decken die „Kostenwahrheit“ Ihres Autos auf, überwinden die mentalen Barrieren, die Sie zurückhalten, und zeigen Ihnen, wie Sie ein maßgeschneidertes Mobilitätskonzept für Ihr Leben in der Stadt entwickeln. Sie werden lernen, wie Sie die richtigen Werkzeuge für den richtigen Zweck einsetzen und dabei nicht nur Geld sparen, sondern auch an Lebensqualität gewinnen.

Um Ihnen eine klare Struktur für diese Transformation zu geben, beleuchtet dieser Artikel die entscheidenden Schritte und Überlegungen auf dem Weg zu einer smarteren urbanen Mobilität. Der folgende Überblick führt Sie durch die zentralen Themen.

Was kostet Sie Ihr Auto in der Stadt wirklich pro Jahr?

Die erste Hürde auf dem Weg zu einer intelligenteren Mobilität ist die ehrliche Auseinandersetzung mit den Fakten. Die meisten Autobesitzer unterschätzen die laufenden Kosten massiv. Es sind nicht nur Tankfüllungen und die Versicherung. Wertverlust, Wartung, Reparaturen, TÜV, Reifenwechsel, Kfz-Steuer und vor allem die oft horrenden Parkgebühren in deutschen Großstädten summieren sich zu einem Betrag, der schockieren kann. Dies ist die sogenannte Kostenwahrheit, der sich jeder stellen sollte.

Eine umfassende Analyse zeigt, dass die Vollkosten für ein Auto weit über den gefühlten Ausgaben liegen. Für ein durchschnittliches Fahrzeug können sich diese schnell auf über 1.000 Euro im Monat belaufen. Laut einer aktuellen Studie belaufen sich die Kosten auf bis zu 1.093 Euro pro Monat oder 13.121 Euro jährlich. Das ist Geld, das für Reisen, Investitionen oder eine höhere Lebensqualität genutzt werden könnte. Besonders für Wenigfahrer, die unter 10.000 Kilometer pro Jahr zurücklegen – ein typisches Szenario für Städter – ist das eigene Auto ein finanzielles Desaster. Studien belegen, dass Carsharing hierbei immer die günstigere Alternative ist und eine jährliche Einsparung von 741 Euro bei 8.000 Kilometern Fahrleistung ermöglicht.

Die Kosten sind zudem stark von Ihrem Wohnort abhängig. Wie eine vergleichende Analyse deutscher Städte zeigt, variieren die jährlichen Betriebskosten erheblich, angetrieben durch unterschiedliche Versicherungs-, Werkstatt- und vor allem Parkgebühren.

Städtevergleich der lokalen Autokosten in Deutschland
Stadt Jährliche Kosten (ohne Fixkosten) Hauptkostentreiber
Köln 1.626 € Hohe Parkgebühren
Berlin 1.498 € Versicherungskosten (708 €)
Hamburg 1.490 € Werkstattkosten (211 €/h)
München 1.458 € Werkstattkosten (842 €/Jahr)

Diese Zahlen machen deutlich: Das Festhalten am eigenen Auto ist in der Stadt eine teure Gewohnheit. Die Kenntnis der wahren Kosten ist der erste, entscheidende Schritt zur finanziellen und mentalen Befreiung.

Wie kombinieren Sie ÖPNV, Carsharing und Fahrrad optimal?

Sobald die Kostenwahrheit akzeptiert ist, geht es an den Aufbau Ihres persönlichen Mobilitäts-Ökosystems. Der Schlüssel liegt nicht darin, ein Verkehrsmittel gegen ein anderes auszutauschen, sondern eine anwendungsfall-basierte Strategie zu entwickeln. Fragen Sie sich: Welches Mobilitätsbedürfnis habe ich gerade? Die Antwort bestimmt das Werkzeug. Das Ziel ist eine nahtlose Kette von Optionen, die Ihnen jederzeit eine Flexibilitäts-Garantie gibt.

Für den täglichen Arbeitsweg unter fünf Kilometern ist das (E-)Fahrrad oder ein Bikesharing-Dienst unschlagbar schnell und günstig. Für den Wocheneinkauf bietet sich ein Free-floating Carsharing-Anbieter wie MILES an, bei dem Sie das Auto einfach am Supermarkt abstellen können. Planen Sie einen Wochenendausflug ins Grüne? Dann ist stationsbasiertes Carsharing wie Flinkster oder stadtmobil die richtige Wahl, da Sie das Fahrzeug für längere Zeit zu günstigeren Tarifen reservieren können. Geschäftsreisen in andere Städte lassen sich perfekt mit dem Deutschland-Ticket und einem Carsharing-Fahrzeug am Zielort kombinieren.

Der intelligente Mix macht den Unterschied. Es geht darum, die Stärken jedes Verkehrsmittels strategisch zu nutzen, anstatt sich auf die Nachteile eines einzigen zu beschränken. Diese Kombination ist nicht nur kosteneffizient und flexibel, sondern leistet auch einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz. Durch die intelligente Verknüpfung könnten deutschlandweit bis zu 3.500 Tonnen CO2 täglich eingespart werden. Ihr persönlicher Mobilitätsmix wird so zu einem mächtigen Werkzeug für mehr Lebensqualität und Nachhaltigkeit.

Eine bewährte Methode ist die Erstellung einer persönlichen Mobilitäts-Matrix, die typische Alltagswege den besten Verkehrsmitteln zuordnet:

  • Pendeln unter 5 km: Eigenes Fahrrad oder Bikesharing nutzen.
  • Wocheneinkauf: Free-floating Carsharing wie MILES oder WeShare buchen.
  • Wochenendausflug ins Umland: Stationsbasiertes Carsharing (z.B. Flinkster) reservieren.
  • Geschäftsreise in andere Stadt: Deutschland-Ticket und Carsharing am Zielort kombinieren.
  • Saisonale Anpassung: Im Sommer verstärkt auf Fahrrad/E-Scooter setzen, im Winter auf ÖPNV und Carsharing.

Autofrei oder gelegentliches Carsharing: Was passt zu Ihrem Leben?

Die Entscheidung zwischen einem komplett autofreien Leben und der gelegentlichen Nutzung von Carsharing ist höchst individuell. Es gibt keine Einheitslösung. Der entscheidende Faktor ist eine ehrliche Analyse Ihrer tatsächlichen, nicht Ihrer gefühlten Mobilitätsbedürfnisse. Das beste Werkzeug hierfür ist ein Mobilitätstagebuch. Notieren Sie einen Monat lang jede einzelne Fahrt: den Zweck, die Distanz, die Zeit, die Anzahl der Mitfahrer und das transportierte Gut. Am Ende des Monats werden Sie ein klares Bild haben.

Dieses Tagebuch ist Ihr persönlicher Realitätscheck. Sie werden vielleicht feststellen, dass 80% Ihrer Fahrten Kurzstrecken unter 7 km sind, die sich perfekt mit dem Fahrrad oder E-Scooter bewältigen lassen. Möglicherweise erkennen Sie, dass Sie nur einmal im Monat ein Auto für einen Großeinkauf benötigen. Diese Erkenntnis ist der Schlüssel zur Dimensionierung Ihres Mobilitäts-Ökosystems. Brauchen Sie wirklich die ständige Verfügbarkeit eines Autos oder reicht der Zugriff auf einen flexiblen Pool von Fahrzeugen?

Person analysiert Mobilitätsdaten in einem modernen deutschen Wohnzimmer

Wie das Tagebuch verdeutlicht, basieren viele unserer Mobilitätsgewohnheiten auf Annahmen, nicht auf Daten. Die Analyse enthüllt oft, dass die Angst vor dem „Verlust“ des Autos unbegründet ist, da die tatsächliche Nutzung minimal ist. Selbst in ländlicheren Gebieten ist ein Leben ohne eigenes Auto oft einfacher als gedacht, wie Erfahrungen zeigen.

Wir sind keine Hardcore-Radfahrfamilie, sondern versuchen, möglichst einfach und bequem unser Leben zu gestalten. Wir wohnen in einem Dorf mit etwa 1.000 Einwohner:innen ohne Supermarkt, aber mit gutem ÖPNV-Zugang. Wir setzen im Alltag auf eine Kombination aus ÖPNV und Fahrrad. Für Kurzstrecken nehmen wir das Rad. Alles Lebenswichtige ist nur fünf Kilometer entfernt – da ist man mit dem Fahrrad schneller als mit dem Auto.

– Familie aus dem Erfahrungsbericht, ADFC

Diese Selbstanalyse ist der Übergang von der abstrakten Idee zur konkreten Planung. Sie zeigt Ihnen, ob ein radikaler Schritt zum autofreien Leben oder ein sanfterer Übergang mit Carsharing für Sie der richtige Weg ist.

Die mentale Barriere, die 70% vom Autoverzicht abhält

Die größte Hürde beim Abschied vom eigenen Auto ist selten praktischer, sondern meist psychologischer Natur. Es ist die „Was-wäre-wenn“-Falle: Was, wenn ich spontan verreisen will? Was, wenn die Bahn streikt? Was, wenn ich einen großen Gegenstand transportieren muss? Diese Ängste, gepaart mit einer massiven Fehleinschätzung der tatsächlichen Kosten, bilden eine starke mentale Kostenfalle. Die meisten Menschen halten an ihrem Auto fest, weil sie dessen Kosten dramatisch unterschätzen und den Wert der Flexibilität überschätzen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und belegen diese Wahrnehmungsverzerrung. Oft liegen die realen Kosten mehr als doppelt so hoch wie die geschätzten.

In einer Studie über die Einschätzung von Autokosten gaben die Befragten ihre monatlichen Autoausgaben im Schnitt mit 204 Euro an. Tatsächlich lagen diese aber mit 425 Euro mehr als doppelt so hoch.

– Bundesverband CarSharing e.V., Studie zur Kosteneinschätzung 2020

Diese Diskrepanz ist der Kern der mentalen Barriere. Um sie zu überwinden, braucht es eine rationale Strategie, die für jedes Angstszenario eine konkrete Lösung parat hat. Es geht darum, die gefühlte Sicherheit des eigenen Autos durch die reale Sicherheit eines gut geplanten Mobilitäts-Ökosystems zu ersetzen. Ihre Flexibilitäts-Garantie besteht nicht aus einem einzigen Blechschlüssel, sondern aus mehreren Apps und Karten in Ihrer Tasche.

Ihr Plan B: Checkliste für typische Angstszenarien

  1. Szenario „Bahnstreik“: Richten Sie sich vorab Konten bei mehreren Carsharing-Anbietern ein, um auf eine breite Flotte zugreifen zu können. Ein E-Bike kann als zusätzliche, unabhängige Alternative dienen.
  2. Szenario „IKEA-Transport“: Nutzen Sie gezielt Carsharing-Anbieter mit Transportern in der Flotte (z.B. MILES L-Vans). Viele haben spezielle Fahrzeuge für Großeinkäufe.
  3. Szenario „Spontaner Landausflug“: Planen Sie die Kombination aus Regionalbahn und lokalen Carsharing-Anbietern am Zielbahnhof. An über 60 Bahnhöfen in Deutschland sind bereits Carsharing-Stationen verfügbar.
  4. Szenario „Notfall“: Definieren Sie Ihre Notfall-Optionen klar. Taxis, Uber oder Free-floating Carsharing sind in Notfällen fast immer schneller verfügbar als das eigene, weit entfernt geparkte Auto.
  5. Szenario „Schlechtes Wetter“: Das Deutschland-Ticket für den ÖPNV ist Ihre Allwetter-Versicherung. Kombinieren Sie es mit kurzen Wegen zu Fuß oder einer kurzen Carsharing-Fahrt von Tür zu Tür.

Indem Sie diese Szenarien gedanklich durchspielen und eine Lösung parat haben, verwandelt sich die diffuse Angst in ein beherrschbares logistisches Puzzle.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, Ihr Auto zu verkaufen?

Die Entscheidung, das eigene Auto zu verkaufen, ist ein großer Schritt. Der perfekte Zeitpunkt ist eine Mischung aus rationaler Berechnung und emotionaler Bereitschaft. Idealerweise verkaufen Sie Ihr Auto nicht aus einer Notlage heraus, sondern von einem Punkt der Stärke. Ein guter Indikator ist, wenn eine teure Reparatur, der TÜV oder ein neuer Satz Reifen ansteht. Diese „Investitions-Schwellen“ sind perfekte Momente, um innezuhalten und die Gesamtkosten gegen den Nutzen abzuwägen.

Ein weiterer strategischer Zeitpunkt ist, wenn der Gebrauchtwagenmarkt stark ist. Aktuell ist der Ersatz eines alten Autos durch ein neues extrem kostspielig, was den Wert Ihres bestehenden Fahrzeugs erhöht. Eine Analyse zur Wertentwicklung bei Neuwagen zeigt eine dramatische Preissteigerung seit 2016 von 56,84%. Diesen Marktvorteil können Sie nutzen, um einen guten Verkaufspreis zu erzielen und das Geld direkt in Ihr neues Mobilitätsbudget zu investieren.

Viele Menschen, die den Schritt wagen, berichten von einem Gefühl der Befreiung. Der „Auto-Detox-Phasenplan“ hat sich bewährt: Testen Sie das autofreie Leben für einen Monat, bevor Sie verkaufen. Nutzen Sie in dieser Zeit intensiv die Alternativen. Wenn Sie feststellen, dass es funktioniert und der Stress nachlässt, ist der Zeitpunkt gekommen.

Praxiserfahrung: Ein Leben ohne Auto

Im Rückblick: die dreieinhalb Jahre ohne eigenes Auto sind im Nu vergangen! Ein Leben ohne eigenes Auto ist nicht nur möglich, sondern in vielen Fällen stressfreier und umweltfreundlicher. Es erfordert ein gewisses Maß an Planung und Flexibilität, aber die Vorteile überwiegen. Ich bin dankbar für die zahlreichen Möglichkeiten in Tübingen: vom günstigen Deutschlandticket über Carsharing bis zum engmaschigen TüBus-Netz.

Der richtige Zeitpunkt ist also dann, wenn Sie sich mental vorbereitet fühlen, die finanziellen Fakten auf Ihrer Seite haben und Ihr persönliches Mobilitäts-Ökosystem zumindest in der Theorie steht. Es ist keine Flucht, sondern ein geplanter Aufstieg in ein flexibleres System.

Wie reduzieren Sie Ihren ökologischen Fußabdruck um 40% ohne Komfortverlust?

Der Wechsel zu einem intelligenten Mobilitätsmix ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine ökologische Entscheidung mit großer Wirkung. Ohne auf Komfort oder Flexibilität verzichten zu müssen, können Sie Ihren persönlichen CO2-Fußabdruck signifikant reduzieren. Das private Auto, insbesondere bei häufigen Kurzstrecken in der Stadt, ist einer der größten Treiber individueller Emissionen. Jeder Kilometer, der stattdessen mit dem Rad, zu Fuß oder im voll besetzten ÖPNV zurückgelegt wird, ist ein direkter Gewinn für die Umwelt.

Die Kombination verschiedener Verkehrsträger entfaltet hier ihr volles Potenzial. Carsharing spielt eine entscheidende Rolle, da es die Gesamtzahl der Autos in den Städten reduziert und die Auslastung der Fahrzeuge erhöht. Studien des Umweltbundesamtes zeigen, dass allein durch stationsgebundenes Carsharing in Großstädten über 500.000 Einwohnern 20% der Fahrzeugkilometer ersetzbar sind. Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt dabei zwischen 8 und 20 private Pkw. Das schafft nicht nur Platz in den Städten, sondern senkt auch die Emissionen pro Kopf deutlich.

Die Behauptung, ohne eigenes Auto an Komfort zu verlieren, wird durch die Realität widerlegt. Der Komfortgewinn durch entfallende Parkplatzsuche, Wartungstermine und Versicherungsärger ist immens. Die Kombination aus einem leistungsfähigen Mobilitätsangebot ermöglicht es, auch ohne Pkw mobil zu sein, und das bei deutlich geringerer Umweltbelastung.

Die monatlichen Vollkosten eines Pkw in der Golfklasse liegen laut ADAC bei 400 bis 500 Euro. Ein leistungsfähiges ÖPNV-Angebot kombiniert mit Car-Sharing und Leihfahrrädern bietet die Chance, auch ohne eigenen Pkw mobil zu sein.

– Umweltbundesamt, Car-Sharing Analyse

Indem Sie für jede Strecke das effizienteste Verkehrsmittel wählen – das Fahrrad für die Fitness, die Bahn für die entspannte Lektüre, das Carsharing-Auto für den Großeinkauf –, gestalten Sie Ihre Mobilität nicht nur billiger und flexibler, sondern auch bewusster und nachhaltiger. Eine Reduktion des ökologischen Fußabdrucks um 40% oder mehr ist dabei ein realistisches Ziel für viele Städter.

Wie nutzen Sie Carsharing für verschiedene Fahrtzwecke optimal?

Carsharing ist nicht gleich Carsharing. Um das volle Potenzial auszuschöpfen und Kosten zu optimieren, ist es entscheidend, die verschiedenen Modelle und ihre idealen Anwendungsfälle zu kennen. Die Wahl des falschen Anbieters für eine bestimmte Fahrt kann unnötig teuer werden. Der strategische Einsatz, also das anwendungsfall-basierte Vorgehen, ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Man unterscheidet in Deutschland hauptsächlich drei Modelle:

  • Free-Floating Carsharing (z.B. MILES, WeShare/Miles Mobility): Diese Fahrzeuge können Sie per App orten und überall innerhalb eines definierten Geschäftsgebiets anmieten und wieder abstellen. Sie sind perfekt für spontane Einwegfahrten von A nach B innerhalb der Stadt. Die Abrechnung erfolgt meist pro Kilometer oder pro Minute.
  • Stationsbasiertes Carsharing (z.B. Flinkster, stadtmobil): Hier holen Sie das Fahrzeug an einer festen Station ab und bringen es dorthin zurück. Dieses Modell eignet sich hervorragend für geplante Hin- und Rückfahrten, wie Wochenendausflüge oder mehrstündige Termine. Die Tarife sind oft stunden- oder tagesbasiert und bei längerer Nutzung günstiger.
  • Peer-to-Peer (P2P) Carsharing (z.B. Getaround): Hier mieten Sie Fahrzeuge von Privatpersonen. Dieses Modell bietet oft eine größere Vielfalt an Fahrzeugtypen (vom Kleinwagen bis zum Transporter) und ist ideal für spezielle Anforderungen oder längere Mietdauern, bei denen die Konditionen individuell verhandelt werden können.

Der kluge Mobilitätsnutzer hat sich bei Anbietern aller drei Kategorien registriert, um für jede Situation die beste und günstigste Option zur Hand zu haben. Die folgende Tabelle gibt einen schnellen Überblick über die optimale Nutzung.

Carsharing-Modelle und ihre optimalen Einsatzzwecke
Carsharing-Typ Beste Nutzung Beispielanbieter Kosten
Free-Floating A-nach-B-Fahrten in der Stadt MILES, WeShare ab 0,79 €/km
Stationsbasiert Geplante Rundfahrten Flinkster, stadtmobil ab 2,30 €/h
Peer-to-Peer Spezielle Fahrzeuge, längere Dauer Getaround individuell

Indem Sie diese Unterschiede verstehen und gezielt einsetzen, verwandeln Sie Carsharing von einer reinen Auto-Alternative in ein hochflexibles und kostenoptimiertes Werkzeug Ihres persönlichen Mobilitäts-Ökosystems.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die wahren Autokosten in der Stadt übersteigen die Schätzungen oft um mehr als das Doppelte – eine ehrliche Analyse ist der erste Schritt.
  • Ein persönliches „Mobilitäts-Ökosystem“ aus ÖPNV, Fahrrad und dem richtigen Carsharing-Modell bietet mehr Flexibilität als ein einzelnes Auto.
  • Mentale Barrieren („Was-wäre-wenn“-Szenarien) lassen sich durch konkrete „Plan B“-Lösungen für jeden Anwendungsfall überwinden.

Wie nutzen Gelegenheitsfahrer Carsharing kostenoptimal?

Gerade für Sie als Gelegenheitsfahrer, der das Auto nur für wenige tausend Kilometer im Jahr benötigt, ist Carsharing nicht nur eine Alternative, sondern die finanziell überlegene Lösung. Die Fixkosten eines eigenen Pkw (Versicherung, Steuer, Wertverlust) fressen Ihr Budget auf, egal ob das Auto fährt oder steht. Beim Carsharing zahlen Sie nur für die tatsächliche Nutzung. Diese Pay-per-Use-Logik ist der entscheidende Vorteil für Wenignutzer.

Studien belegen dies eindrücklich: Selbst wenn Ihnen jemand ein gebrauchtes Auto schenken würde, wäre die Nutzung von Carsharing bis zu einer jährlichen Fahrleistung von etwa 4.000 Kilometern immer noch die günstigere Variante. Für den typischen urbanen Berufstätigen ist das Sparpotenzial also enorm. Um dieses Potenzial maximal auszuschöpfen, gibt es einige Profi-Strategien, die über die einfache Nutzung einer einzigen App hinausgehen.

Die „Provider-Hopping“-Strategie ist hier besonders effektiv. Indem Sie bei mehreren Anbietern registriert sind, sichern Sie sich nicht nur eine höhere Fahrzeugverfügbarkeit, sondern können auch gezielt von den unterschiedlichen Preismodellen profitieren. MILES rechnet pro Kilometer ab – ideal für Fahrten im Stau. Andere Anbieter rechnen pro Minute ab – perfekt für schnelle Fahrten auf freier Strecke. Für längere Nutzungen ab drei Stunden sind Tages- oder Wochenpakete oft deutlich günstiger als die minütliche Abrechnung.

Eine weitere wichtige Überlegung ist die Versicherung. Die inkludierte Haftpflicht hat oft eine hohe Selbstbeteiligung im Schadensfall. Für wenige Euro im Jahr können Sie eine externe Carsharing-Zusatzversicherung abschließen, die diese Selbstbeteiligung auf ein Minimum reduziert und Ihnen zusätzliche Sicherheit gibt. Hier sind die wichtigsten Punkte für eine kostenoptimale Nutzung zusammengefasst:

  • Bei mehreren Anbietern registrieren: Dies erhöht die Auswahl und ermöglicht Preisvergleiche in Echtzeit.
  • Apps vergleichen: Nutzen Sie Anbieter mit Kilometerabrechnung (z.B. MILES) für stockenden Verkehr und Anbieter mit Minutenpreisen für schnelle Strecken.
  • Tages- und Wochenpakete prüfen: Ab einer Nutzungsdauer von ca. drei Stunden sind Pakete oft günstiger als die Abrechnung pro Minute oder Kilometer.
  • Vorsicht bei Auslandsfahrten: Diese sind oft untersagt oder mit erheblichen Zusatzkosten verbunden. Prüfen Sie die AGB genau.
  • Externe Zusatzversicherung abschließen: Reduzieren Sie den hohen Selbstbehalt im Schadensfall für ein geringes jährliches Entgelt.

Durch die Anwendung dieser Strategien stellen Sie sicher, dass Sie als Gelegenheitsnutzer die finanziellen Vorteile von Carsharing voll ausschöpfen.

Beginnen Sie noch heute mit der Analyse Ihrer Mobilitätsmuster und registrieren Sie sich bei einem oder zwei Anbietern zum Test. Der erste Schritt in ein flexibleres, günstigeres und nachhaltigeres Leben in der Stadt ist einfacher und lohnender, als Sie denken.

Häufige Fragen zu flexibler Mobilität und Carsharing

Sind Versicherung und Tanken im Carsharing-Preis enthalten?

In den meisten Fällen ja. Kosten für Versicherung, Steuern, Wartung und Tanken (oder Laden bei E-Autos) sind in den Minuten-, Kilometer- oder Tagespreisen inbegriffen. Zusätzliche Ausgaben können jedoch für das Parken in kostenpflichtigen Parkhäusern oder bei speziellen Flughafenfahrten anfallen.

Wie hoch ist die Selbstbeteiligung im Schadensfall?

Bei fast allen Anbietern gibt es eine Selbstbeteiligung bei selbstverschuldeten Schäden. Diese beträgt häufig mehrere hundert Euro (z.B. 350 € bis 950 €). Viele Anbieter bieten jedoch an, diese Selbstbeteiligung gegen eine geringe Gebühr pro Fahrt oder pro Jahr zu reduzieren.

Was ist bei einem Unfall oder einem Bußgeld mit dem Carsharing-Auto zu tun?

Bei einem Unfall müssen Sie sofort den Anbieter und die Polizei informieren. Bei Verkehrsverstößen, die zu einem Bußgeld führen (z.B. Geschwindigkeitsüberschreitung), wird der Anbieter Ihre Daten an die Behörde weiterleiten. Sie erhalten den Bußgeldbescheid direkt. Achtung: Die meisten Anbieter berechnen zusätzlich zum Bußgeld eine Bearbeitungsgebühr für die Fahrerermittlung.

Geschrieben von Michael Fischer, Michael Fischer ist Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik und Experte für Elektromobilität und Fahrerassistenzsysteme mit 21 Jahren Erfahrung in der deutschen Automobilindustrie. Er berät Fuhrparkmanager, Autokäufer und Automotive-Zulieferer zu Mobilitätstransformation und neuen Antriebstechnologien.