Veröffentlicht am März 15, 2024

Der Schlüssel zu neuen Bestleistungen liegt nicht in härterem Training, sondern in der oft vernachlässigten Kunst der intelligenten, aktiven Regeneration.

  • Stagnation ist selten ein Muskelproblem, sondern meist ein Signal eines überlasteten zentralen Nervensystems und hormoneller Dysbalancen.
  • Aktive Regeneration ist kein „lockeres Auslaufen“, sondern eine strategische Maßnahme zur „Kalibrierung“ des Nervensystems und Beschleunigung des Laktatabbaus.

Empfehlung: Verlagern Sie Ihren Fokus von „mehr Trainingsstunden“ auf „bessere Regenerationsqualität“, um das Superkompensations-Fenster optimal zu nutzen und Verletzungen vorzubeugen.

Kennen Sie das? Die Laufuhr ist kalibriert, der Trainingsplan wird akribisch befolgt und Sie investieren Woche für Woche unzählige Stunden in Ihr Training. Doch trotz aller Anstrengung bleiben die Fortschritte aus. Die Zeiten stagnieren, die Gewichte werden nicht schwerer und eine chronische Müdigkeit wird zum ständigen Begleiter. Als ambitionierter Hobbysportler in Deutschland befinden Sie sich in bester Gesellschaft: Viele Athleten stoßen an ein Plateau, das sich durch reines „Mehr-Desselben“ nicht durchbrechen lässt.

Der gängige Rat lautet oft, noch härter zu trainieren oder einfach eine Pause einzulegen. Doch diese Ansätze übersehen die entscheidende Variable im Spiel der Leistungssteigerung. Das Problem liegt meist nicht in Ihrer Muskulatur, sondern in einem unsichtbaren, aber kritischen System: Ihrem zentralen Nervensystem. Jeder intensive Trainingsreiz ist Stress, der das System in den „Kampf-oder-Flucht“-Modus versetzt. Ohne eine gezielte Gegenmaßnahme bleibt es in diesem Zustand gefangen, was zu hormonellen Störungen, Schlafproblemen und letztendlich zur Leistungsstagnation führt.

Aber was, wenn die wahre Lösung nicht in passiver Ruhe, sondern in aktiver Systempflege liegt? Dieser Artikel bricht mit dem Mythos, dass nur Training zählt. Wir tauchen tief in die Sportwissenschaft ein und zeigen Ihnen, warum aktive Regeneration der entscheidende, aber oft ignorierte Hebel ist, um Ihr volles Potenzial freizusetzen. Es geht darum zu verstehen, dass Fortschritt nicht während der Belastung, sondern in der intelligent gesteuerten Erholungsphase danach entsteht. Wir werden untersuchen, wie Sie die richtigen Regenerationsmethoden zur richtigen Zeit anwenden, typische Fehler vermeiden und die Warnsignale Ihres Körpers richtig deuten, um Verletzungen vorzubeugen und Ihre Leistung nachhaltig zu steigern.

In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie, wie Sie die Prinzipien der aktiven Regeneration gezielt für sich nutzen können. Wir beleuchten die wissenschaftlichen Hintergründe, geben Ihnen praxiserprobte Pläne an die Hand und zeigen, wie Sie die Signale Ihres Körpers richtig interpretieren.

Aktive oder passive regeneration: Was ist wann die richtige wahl?

Die Entscheidung zwischen aktiver und passiver Regeneration ist keine Frage von „besser“ oder „schlechter“, sondern von Timing und Kontext. Passive Regeneration – also Schlaf, Ruhe und Entspannung – ist die unumstößliche Grundlage. Ohne ausreichend Schlaf gibt es keinen nachhaltigen Leistungsaufbau. Aktive Regeneration hingegen ist das strategische Werkzeug, das Sie einsetzen, um den Erholungsprozess gezielt zu steuern und zu beschleunigen. Sie fördert die Durchblutung, hilft beim Abtransport von Stoffwechselabfällen wie Laktat und, am wichtigsten, sie hilft bei der Nervensystem-Kalibrierung.

Nach einer leichten bis moderaten Einheit kann eine kurze, lockere Aktivität wie Radfahren oder Schwimmen die Erholung beschleunigen. Nach einer sehr intensiven Einheit oder bei hohem Alltagsstress kann jedoch eine passive Methode wie Meditation oder einfach 30 Minuten mehr Schlaf die klügere Wahl sein, um das System nicht weiter zu belasten. Ein interessanter Aspekt, der oft in der deutschen Sportkultur zum Tragen kommt, ist die soziale Komponente. Eine leichte, spielerische Aktivität im Sportverein, wie eine Runde Tennis oder eine gemeinsame Radtour, kann eine ideale Form der aktiven Regeneration sein, da sie leichte Bewegung mit mentalem Ausgleich kombiniert.

Die folgende Matrix, basierend auf Empfehlungen wie sie auch die BKK Mobil Oil gibt, dient als praktische Entscheidungshilfe für Ihren Alltag.

Entscheidungsmatrix: Aktive vs. Passive Regeneration
Situation Aktive Regeneration Passive Regeneration
Nach moderatem Training (< 60 Min.) ✓ Empfohlen: 30 Min. lockeres Radfahren Nicht zwingend nötig
Nach intensivem Training (> 90 Min.) ✓ Am Folgetag: Leichtes Schwimmen ✓ Direkt danach: 8h Schlaf
Schlaf < 6 Stunden Nicht empfohlen ✓ Priorität: 30 Min. mehr Schlaf
Hoher Arbeitsstress ✓ Spaziergang in der Mittagspause ✓ Meditation, Atemübungen
Muskelkater vorhanden ✓ Sehr leichte Bewegung ✓ Wärmebehandlung, Ruhe

Warum stagnieren 70% der hobbysportler trotz intensivem training?

Es reicht nicht, die Muskulatur als alleinstehenden Bereich anzusehen, dazu gehören auch unser Stoffwechsel und das vegetative und das zentrale Nervensystem. Es ist ein großes Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren. Wer leistungsfähig und stärker sein möchte, muss unbedingt auf Ruhe und Pausen achten.

– Eckhart Acker, Deutsche Sporthochschule – Dozent für Athletik und funktionelles Training

Diese Aussage von Eckhart Acker bringt den Kern des Problems auf den Punkt. Die meisten ambitionierten Amateure denken in Muskeln, nicht in Systemen. Die wahre Ursache für Stagnation ist selten ein Mangel an Trainingsreizen, sondern eine systemische Ermüdung. Stellen Sie sich Ihr zentrales Nervensystem wie ein komplexes Netzwerk aus Datenkabeln vor. Jedes intensive Training sendet eine Flut von Signalen durch dieses Netzwerk. Ohne ausreichende „Abkühlphasen“ kommt es zur Überhitzung: Die Signale werden ungenauer, die Verbindungen instabil. Genau das passiert bei Übertraining.

Metaphorische Darstellung eines überlasteten Nervensystems als chaotisches Kabelgewirr

Dieses Chaos manifestiert sich auf hormoneller Ebene. Der Körper schüttet chronisch zu viel Cortisol (das Stresshormon) aus, was den Muskelaufbau hemmt und die Fetteinlagerung fördert. Ein objektiver Messwert dafür ist die Herzratenvariabilität (HRV), die die Zeitabstände zwischen zwei Herzschlägen misst. Eine hohe HRV signalisiert ein erholtes, anpassungsfähiges Nervensystem. Eine niedrige HRV ist ein klares Warnsignal für Stress und Überlastung. Studien zur Herzratenvariabilität zeigen eine inverse Korrelation: Sinkt die HRV, steigt der Cortisolspiegel. Gesunde Sportler weisen oft HRV-Werte über 50 Millisekunden auf, während bei übertrainierten Athleten Werte unter 40 ms keine Seltenheit sind. Wer stagniert, trainiert also meist nicht zu wenig, sondern erholt sich falsch und ignoriert die Signale seines überlasteten Systems.

Wie planen sie optimale regenerationsphasen zwischen ihren trainingseinheiten?

Optimale Regeneration ist kein Zufall, sondern das Ergebnis intelligenter Planung. Der Schlüssel liegt darin, Belastungs- und Erholungsphasen so zu takten, dass der Körper das Prinzip der Superkompensation nutzen kann. Das bedeutet, nach einem Trainingsreiz genügend Zeit für die Anpassung zu geben, bevor der nächste Reiz gesetzt wird. Die benötigte Zeit hängt stark von der Trainingsintensität ab. Während nach einem lockeren Lauf 12-24 Stunden ausreichen können, benötigt der Körper nach einem harten Krafttraining bis zu 72 Stunden.

Sportwissenschaftliche Daten zeigen, dass ein trainierter Athlet sich fast doppelt so schnell erholt wie ein Untrainierter. So benötigen Untrainierte nach extensivem Ausdauertraining oft 24 Stunden zur Erholung, während Trainierte nur 12 Stunden brauchen. Nach Maximalkrafttraining kann der Unterschied von 72 auf 36 Stunden sinken. Das bedeutet: Regeneration ist eine trainierbare Fähigkeit!

Für den typischen deutschen „Büro-Athleten“, der den Spagat zwischen Job, Familie und Training meistert, ist eine feste Wochenstruktur Gold wert. Es geht darum, harte Trainingstage bewusst mit aktiven Regenerationstagen und kompletter Ruhe abzuwechseln. Ein Spaziergang in der Mittagspause oder der Weg zur Arbeit mit dem Rad können bereits als effektive aktive Regenerationseinheit dienen. Auch Angebote wie von den Krankenkassen bezuschusste Yogakurse (gemäß § 20 SGB V) lassen sich perfekt in einen solchen Plan integrieren.

Hier ist ein Beispiel für eine strukturierte Woche, die Belastung und gezielte Erholung kombiniert:

  • Montag: 45 Min. Krafttraining nach der Arbeit + 15 Min. Cool-Down
  • Dienstag: Aktive Regeneration – Mit dem Rad zur Arbeit (2×20 Min.)
  • Mittwoch: 60 Min. Lauftraining in der Mittagspause
  • Donnerstag: Krankenkassen-bezuschusster Yoga-Kurs (§ 20 SGB V)
  • Freitag: 30 Min. lockeres Schwimmen oder Spaziergang
  • Samstag: Lange Trainingseinheit (90-120 Min.)
  • Sonntag: Vollständige Ruhe oder sehr leichte Aktivität (z.B. Spaziergang)

Der regenerations-fehler, der 8 von 10 läufer in die verletzung treibt

Der größte Fehler, den ambitionierte Hobbysportler bei der Regeneration machen, wurzelt in einem Missverständnis: Sie verwechseln Regeneration mit kompletter Inaktivität. Der Gedanke „Viel hilft viel“ wird fälschlicherweise auf die Ruhepause übertragen. Nach einer harten Einheit legen sich viele für 24 bis 48 Stunden komplett auf die faule Haut, im Glauben, ihrem Körper so die beste Erholung zu gönnen. Das ist das Regenerations-Paradox: Zu viel Ruhe kann den Erholungsprozess verlangsamen.

Der Grund ist einfach: Der Abtransport von Stoffwechselabfällen wie Laktat aus der Muskulatur ist ein aktiver Prozess, der eine funktionierende Blutzirkulation erfordert. Wer sich komplett ruhigstellt, bremst diesen „Reinigungsprozess“ aus. Eine sehr leichte Bewegung wie ein Spaziergang, lockeres Radfahren oder Schwimmen hält die Zirkulation hingegen auf einem optimalen Niveau, ohne das System zusätzlich zu belasten. Es gilt die Faustformel: Nach einem Tag intensiver Belastung sollten idealerweise zwei Tage Regeneration folgen, wovon mindestens einer aktiv gestaltet sein sollte.

Ein weiterer häufiger Fehler ist die falsche Anwendung von gängigen Regenerationstools. Viele Athleten greifen nach dem Training aggressiv zur Faszienrolle oder verfallen in intensives statisches Dehnen. Beides kann die durch das Training entstandenen Mikroverletzungen in der Muskulatur verschlimmern und die Regeneration behindern. Die folgende Übersicht zeigt typische Fehler und deren bessere Alternativen.

Richtige vs. Falsche Regenerationsmethoden nach intensivem Training
Fehlerhafte Methode Warum schädlich? Bessere Alternative
Aggressives Faszienrollen bei Muskelkater Verschlimmert Mikroverletzungen Sanfter Druck, max. 60 Sek. pro Muskel
Regenerationslauf zu schnell Erzeugt zusätzlichen Stress statt Erholung Herzfrequenz unter aerober Schwelle halten
Intensives statisches Dehnen nach Training Verschlimmert muskuläre Mikrorisse Dynamische Bewegungen, leichtes Mobilisieren
Komplette Inaktivität Verlangsamt Laktatabbau Leichte aktive Bewegung (Spaziergang)

Wie beschleunigen sie die muskelregeneration nach intensivem training?

Neben der grundlegenden Planung gibt es eine Reihe von sofort anwendbaren Techniken, um die Regeneration gezielt zu beschleunigen. Diese Methoden zielen darauf ab, die Durchblutung zu fördern, Entzündungsprozesse zu regulieren und die Nährstoffversorgung der Muskulatur zu optimieren.

Eine der effektivsten und in Deutschland seit langem etablierten Methoden sind Wechselduschen nach Kneipp. Der schnelle Wechsel zwischen warmem und kaltem Wasser wirkt wie eine Pumpe auf die Blutgefäße. Das warme Wasser erweitert die Gefäße, das kalte zieht sie zusammen. Dieser Effekt fördert massiv die Zirkulation und beschleunigt den Abtransport von Stoffwechselendprodukten. Die Anwendung ist einfach und lässt sich in jede Post-Workout-Routine integrieren.

Plan d’action : Wechselduschen nach Kneipp für Hobbysportler

  1. Start mit warmem Wasser (38-40°C) für 3-5 Minuten, um den Körper aufzuwärmen.
  2. Kaltwasserphase (15-18°C): Beginnen Sie bei den Füßen und arbeiten Sie sich langsam über die Beine und Arme zum Rumpf hoch.
  3. Halten Sie den kalten Strahl ca. 30 Sekunden pro Körperregion.
  4. Wechseln Sie zurück zu warmem Wasser für 1-2 Minuten zur erneuten Erwärmung.
  5. Wiederholen Sie diesen Zyklus 3-4 Mal.
  6. Beenden Sie die Anwendung immer mit einem kalten Guss, um den maximalen Effekt zu erzielen.

Natürlich spielt auch die Ernährung eine zentrale Rolle. Direkt nach dem Training benötigt der Körper eine Kombination aus schnell verfügbaren Kohlenhydraten und hochwertigem Protein, um die Glykogenspeicher aufzufüllen und die Muskelreparatur einzuleiten. Ein Klassiker in der deutschen Sportlerernährung ist Quark mit Leinöl und Früchten – eine perfekte Kombination aus langsam verdaulichem Casein-Protein, entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen.

Quark mit Leinöl und Beeren als typisch deutsche Regenerationsnahrung für Sportler

Für Athleten, die technologisch noch einen Schritt weiter gehen wollen, bestätigt eine aktuelle Meta-Analyse mit über 1.000 Teilnehmern die Wirksamkeit moderner Methoden. Insbesondere die Kombination aus Elektromyostimulation (EMS) und gezielten Wassertherapien zeigt signifikante Verbesserungen, mit gemessenen Kraftzuwächsen von bis zu 4,43 SMD.

Warum führt zu wenig regeneration paradoxerweise zu leistungsabbau?

Der Glaube, dass Muskeln während des Trainings wachsen, ist einer der größten Mythen im Sport. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall: Training zerstört Muskelgewebe. Jeder intensive Trainingsreiz führt zu winzigen, mikroskopisch kleinen Rissen in den Muskelfasern. Dies ist ein kataboler, also abbauender Prozess. Der eigentliche Muskelaufbau – der anabole Prozess – findet erst danach statt, in der Regenerationsphase.

Dieser Prozess wird als Superkompensation bezeichnet. Der Körper repariert die verursachten Mikrorisse nicht nur, sondern stärkt die Muskulatur über das Ausgangsniveau hinaus, um für eine zukünftige, ähnliche Belastung besser gewappnet zu sein. Dieser Anpassungsprozess ist die biologische Grundlage für jeden Trainingsfortschritt. Wird jedoch der nächste Trainingsreiz gesetzt, bevor die Superkompensation abgeschlossen ist, kommt es zu einer unvollständigen Erholung. Wiederholt sich dies mehrmals, führt es unweigerlich zu einem Leistungsabfall, Stagnation und einem erhöhten Verletzungsrisiko.

Ein entscheidender Faktor in diesem Prozess ist der Schlaf. Es ist kein Zufall, dass Schlafmangel die Regeneration massiv beeinträchtigt. Sportmedizinische Erkenntnisse zeigen, dass der Körper besonders in den tiefen Schlafphasen große Mengen an menschlichem Wachstumshormon (HGH) ausschüttet. Dieses Hormon ist der Schlüssel für Zellreparatur und Muskelaufbau. Zu wenig Regeneration, insbesondere zu wenig Schlaf, beraubt den Körper also genau des Werkzeugs, das er benötigt, um stärker zu werden. Das Ergebnis ist das Paradox des Leistungsabbaus trotz harten Trainings.

Warum verschlimmern klassische kraftübungen oft ihre büro-beschwerden?

Viele ambitionierte Hobbysportler sind gleichzeitig „Büro-Athleten“. Sie verbringen acht Stunden am Tag in einer sitzenden Haltung, die zu spezifischen muskulären Dysbalancen führt: verkürzte Hüftbeuger, eine abgeschwächte Gesäßmuskulatur und ein nach vorne geneigter Oberkörper mit verkürzter Brustmuskulatur. Intuitiv versuchen viele, diese Haltungsschwächen mit klassischen Kraftübungen wie Crunches (für den Bauch) oder Bankdrücken (für die Brust) zu „kompensieren“.

Das Problem dabei: Diese Übungen verstärken oft genau die Dysbalancen, die durch die Büroarbeit verursacht werden. Crunches verkürzen die vordere Muskelkette weiter, während intensives Bankdrücken die Brustmuskulatur zusätzlich verkürzt und die Schultern nach vorne zieht. Statt die Haltung zu verbessern, zementieren diese Übungen die „Büro-Haltung“ und können langfristig zu Schmerzen im unteren Rücken und Nacken führen. Sportmedizinische Untersuchungen zeigen, dass Muskeln nach intensivem Krafttraining 48 bis 72 Stunden Erholung benötigen – Zeit, die der Körper nutzen sollte, um Dysbalancen zu korrigieren, nicht zu verschlimmern.

Der Schlüssel liegt darin, gezielt die Gegenspieler der „Sitzmuskulatur“ zu kräftigen. Statt der vorderen Muskelkette muss die hintere Kette – also Rücken, Gesäß und hintere Oberschenkel – priorisiert werden. Übungen wie Rudern, Face Pulls und Planks sind hier weitaus effektiver, um eine aufrechte und stabile Haltung zu fördern.

Checkliste: Korrigieren Sie Ihre Büro-Dysbalancen

  1. Bewerten Sie Ihre aktuellen Übungen: Ersetzen Sie Übungen, die die vordere Kette betonen (z.B. Crunches, Bankdrücken) durch solche, die die hintere Kette stärken (z.B. Planks, Rudern am Kabelzug, Face Pulls).
  2. Mobilisieren Sie vor dem Training: Integrieren Sie 5 Minuten dynamische Mobilisationsübungen für die Brustwirbelsäule (z.B. „Cat-Cow“, „Thoracic Spine Opener“), um die Beweglichkeit zu verbessern.
  3. Dehnen Sie die verkürzten Muskeln: Planen Sie nach dem Training gezielte Dehnübungen für die verkürzte Muskulatur ein, insbesondere für die Brust (z.B. an einer Wand) und den Hüftbeuger (z.B. „Couch Stretch“).
  4. Integrieren Sie Halteübungen: Bauen Sie isometrische Übungen wie die Plank regelmäßig in Ihr Training ein, um die Rumpfstabilität zu verbessern, ohne die vordere Kette weiter zu verkürzen.
  5. Fokus auf Zug- statt Druckbewegungen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Trainingsplan ein ausgewogenes Verhältnis von Zug- (z.B. Rudern) zu Druckbewegungen (z.B. Liegestütze) aufweist, idealerweise mit einem leichten Übergewicht an Zugübungen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Regeneration ist systemisch: Fortschritt hängt nicht nur von den Muskeln, sondern von der Erholung des zentralen Nervensystems und dem hormonellen Gleichgewicht ab.
  • Aktiv ist oft besser als passiv: Leichte Bewegung nach dem Training beschleunigt den Laktatabbau und die Erholung effektiver als komplette Inaktivität.
  • Daten statt Raten: Objektive Messwerte wie die Herzratenvariabilität (HRV) sind entscheidende Werkzeuge, um den eigenen Regenerationsstatus zu überwachen und Übertraining zu vermeiden.

Wie erkennen hobbysportler die warnsignale von übertraining rechtzeitig?

Der beste Weg, Übertraining zu vermeiden, ist, die frühen Warnsignale des Körpers zu erkennen und darauf zu reagieren, bevor es zu einer tiefgreifenden systemischen Erschöpfung kommt. Viele Athleten neigen dazu, diese Signale im Eifer des Gefechts zu ignorieren und sie als normale Trainingsmüdigkeit abzutun. Doch es gibt objektive und subjektive Indikatoren, die eine klare Sprache sprechen.

Das wohl mächtigste Werkzeug zur objektiven Messung ist die bereits erwähnte Herzratenvariabilität (HRV). Moderne Sportuhren und Apps ermöglichen eine einfache tägliche Messung, meist direkt nach dem Aufwachen. Ein über mehrere Tage anhaltender, sinkender HRV-Trend ist ein unmissverständliches Alarmsignal, das anzeigt, dass das Nervensystem unter Stress steht und mehr Erholung benötigt. Die Deutsche Sporthochschule Köln bestätigt, dass eine hohe HRV als Indikator für eine gute Regenerationsfähigkeit gilt, während eine niedrige HRV auf Übertraining hinweisen kann.

Ein Hobbysportler, der am Morgen konzentriert seine Herzratenvariabilität mit seiner Sportuhr misst

Neben der HRV gibt es weitere, subtilere Warnsignale:

  • Erhöhter Ruhepuls: Ein um 5-10 Schläge erhöhter morgendlicher Ruhepuls über mehrere Tage hinweg.
  • Schlafstörungen: Das Paradox des Übertrainings – Sie sind körperlich erschöpft, können aber nicht einschlafen oder durchschlafen.
  • Anhaltender Muskelkater: Wenn die Muskelschmerzen ungewöhnlich lange anhalten und sich von Einheit zu Einheit verschlimmern.
  • Leistungseinbruch: Sie fühlen sich bei gleichen Belastungen schwächer und langsamer.
  • Psychische Symptome: Erhöhte Reizbarkeit, Motivationsverlust und eine allgemeine Lustlosigkeit, auch außerhalb des Sports.

Das rechtzeitige Erkennen dieser Signale gibt Ihnen die Möglichkeit, proaktiv gegenzusteuern – durch eine Reduzierung der Trainingsintensität, einen zusätzlichen Ruhetag oder eine gezielte aktive Regenerationseinheit. Es geht darum, vom reaktiven zum proaktiven Management der eigenen Leistungsfähigkeit zu gelangen.

Lernen Sie, die Sprache Ihres Körpers zu verstehen und die Warnsignale richtig zu deuten.

Häufige Fragen zum Thema aktive Regeneration

Ab wann ist meine HRV zu niedrig?

Gesunde Sportler zeigen HRV-Werte über 50 Millisekunden. Ein Wert, der konstant unter 40 Millisekunden fällt, kann bei Athleten ein starker Indikator für eine Überlastung oder den Beginn eines Übertrainings sein und sollte als Anlass genommen werden, die Regeneration zu priorisieren.

Welche stillen Warnsignale gibt es für Übertraining?

Das klassische Paradox des Übertrainings ist die Kombination aus körperlicher Erschöpfung und Schlafstörungen. Sie fühlen sich müde, können aber nicht einschlafen, weil Ihr Cortisolspiegel (Stresshormon) auch nachts erhöht bleibt. Fällt Ihre Schlafdauer trotz Müdigkeit konstant unter 7 Stunden, befinden Sie sich wahrscheinlich in einer Übertrainings-Spirale, die sofortiges Handeln erfordert.

Was tun bei Übertraining-Symptomen?

Reduzieren Sie Ihr Trainingsvolumen und Ihre Intensität sofort um mindestens 50 % für eine Woche. Setzen Sie Schlaf als oberste Priorität und streben Sie 8 oder mehr Stunden pro Nacht an. Ersetzen Sie harte Einheiten durch leichte aktive Regeneration wie Spaziergänge oder lockeres Radfahren. Sollten die Symptome nach zwei Wochen nicht deutlich besser werden, ist die Konsultation eines Sportmediziners dringend anzuraten.

Geschrieben von Julia Schneider, Dr. Julia Schneider ist Fachärztin für Innere Medizin und Ernährungsmedizin mit 16 Jahren klinischer und präventivmedizinischer Erfahrung. Sie leitet eine Privatpraxis für Präventivmedizin in München und ist zertifizierte Ernährungsberaterin nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).