Veröffentlicht am März 12, 2024

Der Schlüssel zu einer sicheren Immobilieninvestition ist keine endlose Checkliste, sondern ein aktiver, risikobasierter Prozess, der gezielt die größten finanziellen „Zeitbomben“ des deutschen Marktes entschärft.

  • Konzentrieren Sie sich auf versteckte Sanierungspflichten nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), die oft den größten unkalkulierten Kostenblock darstellen.
  • Verstehen Sie den exakten Zeitplan: Welche Prüfungen müssen wann im Kaufprozess stattfinden, um maximale Sicherheit bei minimalen Vorabkosten zu gewährleisten?

Empfehlung: Agieren Sie als Projektmanager Ihrer eigenen Investition. Steuern Sie Experten gezielt, anstatt nur passiv Dokumente zu sammeln, um potenzielle Dealbreaker frühzeitig zu identifizieren.

Der Kauf einer Immobilie in Deutschland ist für viele eine der größten finanziellen Entscheidungen ihres Lebens. Die Angst, ein „Geldgrab“ zu erwerben, ist allgegenwärtig und berechtigt. Viele Ratgeber empfehlen, eine Due Diligence durchzuführen, was oft als das Sammeln und Abhaken einer langen Liste von Dokumenten missverstanden wird: Grundbuchauszug, Teilungserklärung, Energieausweis, Mietverträge. Dieser Ansatz vermittelt eine trügerische Sicherheit, denn er ist passiv. Er beantwortet nicht die entscheidende Frage: Wo genau lauern die teuersten Risiken?

Die Wahrheit ist, dass die kritischsten Fallstricke oft nicht in den offensichtlichen Unterlagen stehen, sondern zwischen den Zeilen oder tief in der Bausubstanz verborgen sind. Was, wenn die wahre Gefahr nicht ein fehlendes Dokument ist, sondern eine unentdeckte Sanierungspflicht nach dem neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG), die Kosten von Zehntausenden von Euros nach sich zieht? Der entscheidende Wandel liegt in der Perspektive: Weg von einer reinen Vollständigkeitsprüfung, hin zu einem aktiven, risikobasierten Prozess. Es geht darum, gezielt nach den finanziellen Zeitbomben zu suchen, die eine vermeintlich gute Investition ruinieren können.

Dieser Leitfaden verfolgt genau diesen Ansatz. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Rolle eines strategischen Projektmanagers für Ihren Immobilienkauf einnehmen. Sie lernen, die kritischsten Prüfbereiche zu priorisieren, versteckte Mängel systematisch aufzudecken und zu verstehen, wann Sie selbst prüfen können und wann der Einsatz eines Gutachters unerlässlich ist. Ziel ist es, Ihnen eine Methode an die Hand zu geben, mit der Sie selbstbewusst und sicher Ihre nächste Immobilieninvestition tätigen können.

Für alle, die einen kompakten visuellen Einstieg in die Thematik der Objekt- und Portfolioprüfung bevorzugen, bietet das folgende Video eine ausgezeichnete Zusammenfassung der wesentlichen Konzepte der Real Estate Due Diligence.

Um Ihnen eine klare Struktur für diesen risikobasierten Prozess zu geben, haben wir diesen Artikel in logische Abschnitte unterteilt. Der folgende Überblick führt Sie durch die einzelnen Phasen einer professionellen Due Diligence, von der Identifikation der kritischen Bereiche bis hin zur Vermeidung typischer Anfängerfehler.

Welche Due-Diligence-Bereiche sind bei Immobilienkauf am kritischsten?

Eine effektive Due Diligence konzentriert sich nicht darauf, alles zu prüfen, sondern das Richtige. Angesichts der Tatsache, dass laut Analysen rund 40% der CO₂-Emissionen in Deutschland aus dem Gebäudesektor stammen, rücken energetische und technische Aspekte immer stärker in den Fokus. Die kritischsten Bereiche lassen sich in fünf Kernfelder unterteilen, die gezielt nach den größten finanziellen Risiken durchsuchen.

Diese fünf Säulen bilden das Fundament jeder professionellen Prüfung:

  • Technische Due Diligence: Dies ist die Jagd nach baulichen Mängeln und Sanierungsstau. Hier werden Bausubstanz, Haustechnik (Heizung, Elektrik, Sanitär) und der energetische Zustand geprüft. Ein besonderes Augenmerk gilt der Einhaltung der Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG).
  • Rechtliche (Legal) Due Diligence: Die Prüfung beginnt beim Grundbuch. Gibt es Lasten oder Beschränkungen? Bei vermieteten Objekten sind die Mietverträge entscheidend: Sind sie rechtssicher, gibt es Mietrückstände oder unklare Klauseln? Auch die Prüfung von Teilungserklärungen und Protokollen von Eigentümerversammlungen fällt hierunter.
  • Finanzielle (Financial) Due Diligence: Hier geht es um die reinen Zahlen. Passt der Kaufpreis zur erwarteten Rendite? Wie sehen die Betriebskosten aus? Eine realistische Kosten-Nutzen-Analyse und die Prognose für die zukünftige Nutzung sind das Herzstück dieses Bereichs.
  • Steuerliche Due Diligence: Oft unterschätzt, aber potenziell sehr teuer. Hier werden die Höhe der Grunderwerbsteuer, mögliche Umsatzsteuerrisiken und die steuerlichen Konsequenzen von Share Deals (Kauf von Unternehmensanteilen statt der Immobilie direkt) analysiert.
  • ESG-Due Diligence (Umwelt, Soziales, Governance): Dieser Bereich gewinnt massiv an Bedeutung. Er umfasst die Prüfung auf Umweltrisiken wie Altlasten im Boden, gesundheitsbedenkliche Baustoffe (z.B. Asbest) und vor allem die Energie- und Umweltaspekte gemäß EU-Vorgaben. Eine schlechte ESG-Performance kann den Wert einer Immobilie langfristig erheblich mindern.

Jeder dieser Bereiche kann einen „Dealbreaker“ enthalten – ein Risiko, das so gravierend ist, dass es den Kauf unwirtschaftlich oder untragbar macht. Die Kunst besteht darin, die Ressourcen gezielt auf die wahrscheinlichsten und teuersten Risikofelder zu lenken.

Wie erstellen Sie eine vollständige Due-Diligence-Checkliste?

Eine universelle, für alle Objekte passende Checkliste existiert nicht. Eine professionelle Checkliste ist vielmehr ein dynamisches Werkzeug, das auf den spezifischen Immobilientyp und Ihre Investitionsziele zugeschnitten ist. Der Fehler liegt darin, eine generische Liste aus dem Internet zu übernehmen, anstatt eine eigene, risikobasierte Struktur zu entwickeln. Der Fokus muss darauf liegen, potenzielle Dealbreaker systematisch zu identifizieren.

Wie das Vermessungsbüro Buck treffend formuliert, ist das primäre Ziel der Due Diligence, genau diese kritischen Punkte aufzudecken:

Eventuelle Kaufabbruchkriterien oder ‚Dealbreaker‘ sollen dabei gefunden werden. Dies könnten etwa schlechte Umweltwerte, falsche Flächenaufmaße oder unklare Mietverhältnisse sein.

– Buck Vermessung, Due Diligence bei Immobilien – buck Vermessung

Ihre Checkliste sollte sich an den fünf kritischen Bereichen orientieren und je nach Objektart unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Ein strukturierter Ansatz ist dabei entscheidend, um den Überblick nicht zu verlieren und alle relevanten Dokumente und Prüfpunkte systematisch abzuarbeiten.

Strukturierte Checkliste für professionelle Immobilien-Due-Diligence mit Expertenteam

Die folgende Tabelle, basierend auf Empfehlungen von Kanzleien wie ROSE & PARTNER, zeigt, wie sich die kritischen Prüfpunkte je nach Immobilientyp unterscheiden. Dies sollte die Grundlage für Ihre individuelle Checkliste sein.

Due Diligence Checkliste nach Immobilientyp
Immobilientyp Kritische Prüfpunkte Besonderheiten
Eigentumswohnung WEG-Protokolle, Teilungserklärung, Beschlüsse der letzten 5 Jahre Prüfung geplanter Sonderumlagen
Einfamilienhaus Baugenehmigungen, Energieausweis, Baumängel, Umweltmängel Altlastenprüfung bei älteren Objekten
Mehrfamilienhaus Mietverträge, steuerliche Gestaltung, Haftungsrisiken bei Share Deal Komplexere gesellschaftsrechtliche DD bei Anteilskauf

Beginnen Sie mit einer Vorlage, die auf diesen Unterscheidungen basiert, und ergänzen Sie diese mit spezifischen Fragen, die sich aus dem Exposé, der ersten Besichtigung und Ihren persönlichen Zielen ergeben. So wird aus einer passiven Liste ein aktives Ermittlungsinstrument.

Eigen-Prüfung oder Gutachter: Was ist wann sinnvoll?

Die Entscheidung, welche Teile der Due Diligence Sie selbst durchführen und wann Sie einen Experten hinzuziehen sollten, ist eine strategische Kosten-Nutzen-Abwägung. Alles selbst machen zu wollen, ist ebenso fahrlässig wie für jede Kleinigkeit sofort einen teuren Gutachter zu beauftragen. Die richtige Balance hängt von der Komplexität des Objekts und Ihrer eigenen Expertise ab.

Grundsätzlich gilt: Administrative und dokumentenbasierte Prüfungen können oft in Eigenregie erfolgen. Dazu gehören:

  • Analyse von Miet- und Pachtverträgen: Hier können Sie selbst prüfen, ob Laufzeiten, Kaltmieten und Nebenkosten plausibel und vollständig erfasst sind.
  • Prüfung von Grundbuchdaten: Ein aktueller Grundbuchauszug ist in Deutschland relativ leicht zu verstehen. Sie können selbst prüfen, ob Belastungen in Abteilung II (Dienstbarkeiten, Wohnrechte) oder III (Grundschulden) eingetragen sind.
  • Sichtung der WEG-Protokolle: Die Protokolle der letzten Eigentümerversammlungen geben Aufschluss über das soziale Klima, geplante Sanierungen und mögliche Streitigkeiten.

Sobald es jedoch um die Beurteilung von Bausubstanz, komplexen rechtlichen Strukturen oder tiefgreifenden technischen Mängeln geht, ist der Experte unerlässlich. Die Kosten für einen Gutachter sind eine Investition in die Risikominimierung. Wie eine Analyse von Certa Gutachten zur Sanierungspflicht zeigt, können notwendige Maßnahmen wie die Erneuerung der Heizungsanlage oder die Dämmung schnell hohe fünfstellige Beträge erreichen – ein Vielfaches der Gutachterkosten. Experten sollten Sie daher in folgenden Fällen beauftragen:

  • Technische Due Diligence: Ein Architekt oder Bauingenieur kann bei einer Objektbesichtigung Mängel identifizieren, die einem Laien verborgen bleiben (z.B. Wärmebrücken, Feuchtigkeit im Keller, marode Dachstühle). Dies ist besonders bei älteren Gebäuden absolut entscheidend.
  • Rechtliche (Legal) Due Diligence: Ein spezialisierter Anwalt ist notwendig, um komplexe Vertragswerke, Erbbaurechte oder die Risiken bei einem Share Deal zu bewerten.
  • Brandschutz und Genehmigungen: Die Prüfung, ob alle (Um-)Bauten genehmigt sind und die aktuellen Brandschutzvorschriften eingehalten werden, erfordert tiefes Fachwissen.

Moderne digitale Werkzeuge, wie sie beispielsweise von KVL Bauconsult eingesetzt werden, unterstützen Experten dabei, ihre Prüfungen effizienter zu gestalten. Für Sie als Käufer bedeutet das: Die Dokumenten-Vorprüfung selbst erledigen, aber für die kritische Tiefenprüfung auf das Urteil von Fachexperten vertrauen.

Die 5 versteckten Mängel, die 30% der Verkäufer verschweigen

Die gefährlichsten Mängel sind jene, die auf den ersten Blick unsichtbar sind und oft erst nach dem Kauf zu einer finanziellen Katastrophe führen. Ein Großteil dieser Risiken resultiert aus dem Alter des deutschen Gebäudebestands. Wie aktuelle Analysen zum Gebäudebestand zeigen, stammt ein erheblicher Teil der Immobilien aus der Zeit vor 1977, also vor der ersten Wärmeschutzverordnung. Genau hier setzen die neuen, strengen Sanierungspflichten des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) an und schaffen eine Reihe von potenziellen Kostenfallen.

Ein Baugutachter ist darauf spezialisiert, mit geschultem Auge und Spezialwerkzeugen genau jene Spuren zu finden, die auf solche Probleme hindeuten – sei es durch Feuchtigkeitsmessungen, die Untersuchung von Rissen oder die Analyse der Bausubstanz.

Baugutachter untersucht versteckte Mängel in einer Immobilie mit Spezialwerkzeugen

Viele dieser Pflichten sind dem Verkäufer nicht bewusst oder werden bewusst verschwiegen. Hier sind die fünf häufigsten und teuersten versteckten Mängel, auf die Sie bei Ihrer Due Diligence gezielt achten müssen:

  1. Ungedämmte oberste Geschossdecke: Das GEG (§ 47) schreibt eine Dämmung der Decke zu unbeheizten Dachräumen vor. Fehlt diese, muss der neue Eigentümer nachrüsten. Die Kosten können, je nach Fläche und Zugänglichkeit, mehrere tausend Euro betragen.
  2. Alte Heizkessel: Heizungsanlagen, die älter als 30 Jahre sind (Konstanttemperaturkessel), müssen in der Regel spätestens zwei Jahre nach dem Eigentumsübergang ausgetauscht werden. Dies ist eine der teuersten Einzelmaßnahmen.
  3. Versteckte Dämmungspflichten bei Fassadenarbeiten: Planen Sie, die Fassade neu zu streichen? Sobald Sie mehr als 10 % der Außenbauteile sanieren (z.B. den Putz ausbessern), greift laut § 48 GEG oft die Pflicht zur vollständigen Dämmung der Fassade nach aktuellem Standard. Aus einer kleinen Schönheitsreparatur wird so eine riesige Investition.
  4. Photovoltaikpflicht bei Dachsanierung: In immer mehr Bundesländern (z.B. in Schleswig-Holstein ab März 2025) wird bei einer grundlegenden Dachsanierung die Installation einer Photovoltaikanlage zur Pflicht. Dies muss im Budget für ein neues Dach von Anfang an mit einkalkuliert werden.
  5. Nicht gemeldete Sanierungspflichten: Verstöße gegen das GEG werden oft erst durch den Schornsteinfeger bei der nächsten Prüfung aufgedeckt. Dieser meldet die Verstöße an die zuständige Behörde, was zu Bußgeldern von bis zu 50.000 € führen kann – zusätzlich zu den Kosten für die Nachrüstung.

Diese Punkte sind keine Kavaliersdelikte, sondern handfeste finanzielle Risiken, die eine Investition unrentabel machen können. Eine gezielte Prüfung auf diese GEG-Fallstricke ist daher kein „nice-to-have“, sondern ein absolutes Muss.

Ihr Audit-Plan zur Aufdeckung versteckter Mängel

  1. Punkte de contact : Listen Sie alle Bauteile auf, die von GEG-Pflichten betroffen sein könnten (Dach, oberste Geschossdecke, Fassade, Heizung, Fenster).
  2. Collecte : Fordern Sie alle relevanten Dokumente an (Baujahr der Heizung, Energieausweis, letzte Schornsteinfegerprotokolle, Rechnungen über vergangene Sanierungen).
  3. Cohérence : Vergleichen Sie den Zustand vor Ort mit den Angaben in den Dokumenten. Stimmt das Baujahr der Heizung? Gibt es sichtbare Anzeichen für eine Dämmung?
  4. Mémorabilité/émotion : Beauftragen Sie einen Energieberater oder Baugutachter, um eine Thermografieaufnahme zu machen oder die Dämmstärke zu prüfen. Dies liefert unbestechliche Fakten.
  5. Plan d’intégration : Erstellen Sie eine Liste der notwendigen Sanierungsmaßnahmen inklusive einer groben Kostenschätzung. Diese Summe muss entweder vom Kaufpreis abgezogen oder in Ihr Finanzierungsbudget integriert werden.

Wann im Kaufprozess sollten Sie welche Due-Diligence durchführen?

Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend für eine effiziente und kostensparende Due Diligence. Es macht keinen Sinn, teure Gutachten zu beauftragen, bevor die grundsätzliche Kaufabsicht überhaupt geklärt ist. Der Prozess sollte daher in Phasen ablaufen, bei denen die Prüfungstiefe mit der Verbindlichkeit des Kaufprozesses zunimmt.

Experten wie Certa Gutachten betonen, dass eine frühzeitige Prüfung des energetischen Zustands entscheidend ist: „Bevor Sie eine Immobilie kaufen, ist es entscheidend, eine umfassende Due Diligence durchzuführen. Prüfen Sie den Energieausweis der Immobilie, um den energetischen Ist-Zustand zu verstehen und welche Nachrüstpflichten nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) auf Sie zukommen.“ Diese erste Einschätzung sollte ganz am Anfang stehen.

Der gesamte Prozess lässt sich, wie von Immobilienexperten wie Colliers empfohlen, idealtypisch in drei Phasen gliedern. Diese Struktur hilft Ihnen, den Überblick zu behalten und Kosten zu steuern.

Due Diligence Phasen im Kaufprozess
Phase Zeitpunkt Aktivitäten
Phase 1: Planung & Erstprüfung Vor Besichtigung / nach Exposé Festlegung der Prüfstrategie; Sichtung der Basisdokumente (Exposé, Energieausweis); erste grobe Finanzkalkulation.
Phase 2: Dokumentenprüfung Nach erster Besichtigung / vor Letter of Intent (LOI) Sichtung der vom Verkäufer bereitgestellten Unterlagen (Grundbuch, Teilungserklärung, Mietverträge etc.), oft in einem digitalen Datenraum. Identifikation erster roter Flaggen.
Phase 3: Detailprüfung Nach LOI / vor Kaufvertragsentwurf Beauftragung von Experten: Technische Due Diligence vor Ort durch Baugutachter, rechtliche Prüfung durch Anwalt. Dies ist die teuerste, aber auch wichtigste Phase zur Aufdeckung von Dealbreakern.

Diese gestaffelte Vorgehensweise stellt sicher, dass Sie Ihr Geld und Ihre Zeit auf die Objekte konzentrieren, die eine ernsthafte Kaufoption darstellen. Sie sortieren frühzeitig unpassende Angebote aus und investieren erst dann in teure Tiefenprüfungen, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses hoch ist. Dies ist der Kern eines professionellen, projektmanagerialen Ansatzes.

Die 3 Fehler, die 40% der Immobilien-Erstinvestoren in Verluste treiben

Gerade Erstinvestoren neigen dazu, aus Unerfahrenheit oder übermäßigem Optimismus kritische Fehler zu begehen, die eine vielversprechende Investition schnell in ein Verlustgeschäft verwandeln. Diese Fehler sind fast immer auf eine unzureichende oder falsch fokussierte Due Diligence zurückzuführen.

Der erste und teuerste Fehler ist die Ignoranz gegenüber dem Gebäudeenergiegesetz (GEG). Viele Käufer verlassen sich auf den oft wenig aussagekräftigen Energieausweis und übersehen die damit verbundenen, knallharten Sanierungspflichten. Wie die Verbraucherzentrale warnt, können bei Verstößen gegen das GEG Geldbußen bis zu 50.000 Euro verhängt werden. Diese Summe kommt zu den eigentlichen Sanierungskosten noch hinzu. Wer die Kosten für den Heizungstausch oder die Dämmung nicht von Anfang an einkalkuliert, dessen Renditeplan ist von vornherein Makulatur.

Der zweite häufige Fehler ist die Unterschätzung von Umweltrisiken. Die sogenannte Environmental Due Diligence wird oft als Luxus für große Gewerbeimmobilien abgetan. Doch auch bei einem Einfamilienhaus kann eine unentdeckte Altlast im Boden (z.B. durch eine alte Ölheizung oder eine frühere gewerbliche Nutzung des Grundstücks) Sanierungskosten im sechsstelligen Bereich verursachen. Eine einfache historische Recherche und eine Prüfung des Altlastenkatasters sind oft schon ein wichtiger erster Schritt, um dieses Risiko zu bewerten.

Der dritte Fehler ist eine naive Finanzplanung ohne Puffer. Viele Erstinvestoren kalkulieren ihre Finanzierung auf den Cent genau auf Basis des Kaufpreises und der offensichtlichen Nebenkosten. Eine professionelle Due Diligence dient aber gerade dazu, unvorhergesehene Kosten aufzudecken. Wer keinen finanziellen Puffer für die bei der Prüfung identifizierten Mängel (z.B. eine notwendige Dachreparatur, die Erneuerung der Elektrik) einplant, gerät bei der ersten unerwarteten Rechnung in finanzielle Schieflage. Eine gute Faustregel ist, mindestens 5-10% des Kaufpreises als Puffer für unmittelbare Maßnahmen zurückzuhalten.

Warum gefährdet Konzentration auf eine Stadt Ihr gesamtes Portfolio?

Während die bisherigen Punkte sich auf die Risiken eines einzelnen Objekts konzentrierten, lauert für Investoren, die ein Portfolio aufbauen, eine weitere Gefahr: das Klumpenrisiko. Die Konzentration aller Investitionen auf eine einzige Stadt oder eine eng begrenzte Region mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen – man kennt den Markt, hat kurze Wege und kann die Verwaltung bündeln. Doch diese Strategie birgt systemische Risiken, die oft übersehen werden.

Ein Immobilienportfolio ist mehr als die Summe seiner Teile. Eine umfassende Due Diligence muss daher auch die Makro-Ebene berücksichtigen. Was passiert, wenn der größte Arbeitgeber der Stadt in die Krise gerät und Tausende von Arbeitsplätzen abbaut? Was, wenn sich die demografische Entwicklung der Region negativ verändert oder neue politische Regulierungen (z.B. ein verschärfter Mietendeckel) nur diesen spezifischen Markt treffen? Plötzlich sind alle Ihre Investitionen gleichzeitig betroffen. Die Mieteinnahmen brechen ein, und die Immobilienwerte fallen.

Eine strategische Diversifikation ist der einzige Schutz gegen solche Szenarien. Das bedeutet nicht zwangsläufig, in ganz Deutschland verstreut zu kaufen. Es kann auch bedeuten, innerhalb einer Metropolregion in unterschiedliche Lagen (A-, B-, C-Lagen) oder verschiedene Immobilientypen (Wohnen, kleine Gewerbeeinheiten) zu investieren. Wie Experten von Wüest Partner betonen, gewinnen dabei auch übergeordnete Kriterien wie die ESG-Konformität an Bedeutung, da diese die langfristige Wertstabilität eines gesamten Portfolios beeinflussen. Eine lückenhafte Due Diligence, die nur das Einzelobjekt betrachtet, kann hier weitreichende Konsequenzen haben.

Die Financial Due Diligence für einen Portfolioaufbau muss daher über die reine Objektrentabilität hinausgehen. Sie muss auch die Analyse von Marktrisiken, Korrelationen zwischen den Standorten und die langfristige Resilienz des Gesamtportfolios umfassen. Die Konzentration auf eine Stadt schafft eine gefährliche Abhängigkeit von einem einzigen wirtschaftlichen und politischen Ökosystem. Wer sein Kapital schützen will, muss Risiken streuen – das gilt für Aktienportfolios genauso wie für Immobilien.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine professionelle Due Diligence ist ein aktiver, risikobasierter Prozess, kein passives Abhaken einer Checkliste.
  • Die größten finanziellen Risiken lauern oft in versteckten Sanierungspflichten nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG).
  • Der richtige Zeitplan (gestaffelte Prüfungstiefe) ist entscheidend, um Kosten zu sparen und die Effizienz zu maximieren.

Wie starten Sie als Erstinvestor mit 30.000 € in Immobilieninvestitionen?

Die Frage, wie man mit einem begrenzten Kapital von beispielsweise 30.000 Euro in den Immobilienmarkt einsteigt, führt oft zu einem gefährlichen Trugschluss: dem Glauben, man müsse bei der Due Diligence sparen. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade wenn das Kapital knapp ist und kein Puffer für Fehler existiert, wird eine gnadenlos gründliche und risikofokussierte Due Diligence zur wichtigsten Komponente des Erfolgs.

Mit 30.000 € Eigenkapital lässt sich, je nach Bank und Bonität, eine Immobilie im Bereich von ca. 200.000 bis 300.000 € finanzieren. In diesem Preissegment handelt es sich oft um ältere Objekte, bei denen die Wahrscheinlichkeit von versteckten Mängeln und GEG-bedingtem Sanierungsbedarf besonders hoch ist. Eine einzige übersehene Sanierungspflicht, die mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet werden kann, kann einen Erstinvestor finanziell ruinieren.

Ihre Due Diligence wird daher zur Grundlage für die Kaufentscheidung des Investors und die Finanzierungsentscheidung der Bank. Sie müssen beweisen – sich selbst und dem Finanzierungspartner –, dass Sie alle potenziellen „Dealbreaker“ identifiziert und quantifiziert haben. Die Kosten für einen Baugutachter oder Energieberater (ca. 1.000 – 3.000 €) sind keine optionalen Ausgaben, sondern der wichtigste Posten Ihres Investitionsbudgets. Sie sind die Versicherung gegen einen Totalverlust.

Der risikobasierte Ansatz bedeutet für den Erstinvestor: Konzentrieren Sie Ihre Energie nicht auf die Suche nach dem perfekten Objekt, sondern auf die gnadenlose Analyse eines guten Objekts. Werden Sie zum Projektmanager Ihrer Investition. Steuern Sie den Prozess, stellen Sie kritische Fragen und vertrauen Sie nicht auf mündliche Zusagen. Jede Information muss verifiziert werden. Nur so verwandelt sich eine riskante Spekulation in eine kalkulierbare Investition.

Beginnen Sie noch heute damit, diesen systematischen und risikoorientierten Ansatz für Ihre nächste Immobilienprüfung zu übernehmen. Es ist der einzige Weg, um sicherzustellen, dass Ihr Investment auf einem soliden Fundament steht und nicht auf verstecktem Sand gebaut ist.

Geschrieben von Thomas Becker, Thomas Becker ist Immobilien-Investmentanalyst und PropTech-Spezialist mit 19 Jahren Erfahrung im deutschen Immobilienmarkt. Er berät private und institutionelle Investoren bei Standortanalysen, Portfolio-Strategien und der Digitalisierung von Immobilienverwaltung.